Veganer leben ungesund

von | 20. Jun 2020 | Healthy Body

Vegane und vegetarische Ernährung ist ungesund. Veganern und Vegetariern fehlt es an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Sie bekommen zu wenig Proteine, machen beim Sport schneller schlapp als Fleischesser und außerdem sind sie Nerds.

Diese und andere Mythen hört man oft, wenn der häufig unwissende Fleischgenießer abfällig auf den Teller des Veganers schaut und genüsslich in seinen Burger beißt.

Aber was steckt hinter diesen Vorurteilen? Leben Veganer und Vegetarier nun ungesund oder gesund?

In diesem Blogartikel möchte ich mit ein paar Mythen aufräumen.

Woher kommt der Vegetarismus?

In einigen alten Weltreligionen wie dem Hinduismus und dem Buddhismus hat man Ehrfurcht vor allem Leben.

Aus dem Glauben an die Wiedergeburt und daran, dass man auch als Tier wiederkehren kann, lehnen die Anhänger dieser Glaubensrichtungen in der Regel den Verzehr von Produkten ab, die von getöteten Tieren stammen.

Hier hat es also überwiegend ethische Gründe, sich vegetarisch zu ernähren.

Vegetarismus in Europa

In Europa gibt es ebenfalls ein unterschiedliches Verständnis darüber, woher der Begriff des Vegetarismus kommt.

Einer der bekanntesten europäischen Vertreter und der Begründer des ethischen Vegetarismus ist übrigens Pythagoras. Ja, genau der mit a2+b2=c2

Ein Ansatz lässt sich auf die lateinische Übersetzung des Wortes „vegetare“ zurückführen, was soviel bedeutet wie eine lebendige und belebende Ernährungsweise. Hierzu zählen Pflanzen und vom lebenden Tier produzierte Lebensmittel.

Eine andere Theorie, die die heutigen Wissenschaftler für plausibler halten, ist, dass der Begriff des Vegetariers sich von einer Person ableitet, die eine „vegetable diet“ hält.

Fun fact: Mitte des 19. Jahrhunderts hat man den Vegetariern noch unterstellt, sie seien Teil einer aus England stammenden Sekte.

Was bedeutet Vegetarismus heute?

Umfragen zufolge sind heute die häufigsten Gründe, auf Fleisch oder tierische Produkte zu verzichten, die folgenden:

  • Tierschutz (Ethik),
  • Nachhaltigkeit (Ökologie),
  • Religion und
  • psychische und mentale Gesundheit

Tierschutz und Gesundheit mögen einleuchten. Aber warum Nachhaltigkeit?

Tatsächlich wird circa ein Drittel der Weltackerfläche für den Anbau von Futtermitteln für die Tierhaltung genutzt. Es wird Getreide und Soja an unsere Tiere verfüttert, welches in anderen Ländern eigentlich die Grundnahrung sicherstellen sollte.

Dazu kommt ein nicht unerheblicher Ausstoß von Treibhausgasen durch die Tierproduktion. Spannende Publikationen zum Thema gibt es von der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations).

Vegetarismus ist also weit mehr als nur eine gesunde Ernährungsweise. Es ist ein Lifestylekonzept.

Von Pudding-Veganern und Pescetariern

Je nach Umfrage leben derzeit zwischen 2 und 10 % der Bevölkerung in Deutschland vegetarisch. Die starken Schwankungen resultieren aus den unterschiedlichen Definitionen, was einen Vegetarier oder Veganer ausmacht.

Da gibt es die Vegetarier, die Pescetarier, die Flexitarier, die Laktos, die Ovos, die Veganer, die Pudding-Vegetarier und und und.

Das Licht im Dunkeln: 

  • Flexitarier genießen ab und an Fleisch oder Fisch und auch andere tierische Produkte.
  • Pescetarier nehmen kein Fleisch, aber Fisch und Meerestiere zu sich.
  • Lakto-Ovovegetarier essen Milch und Eier, aber kein Fleisch oder Fisch.
  • Lakto-Vegetarier vermeiden den Konsum von Eiern, konsumieren aber Milchprodukte.
  • Der Ovo-Vegetarier isst keine Milchprodukte, aber Eier.
  • Veganer lehnen nicht nur Produkte von getöteten Tieren ab, wie zum Beispiel Fleisch, Gelatine oder Leder, sondern auch Produkte von noch lebenden Tieren, wie Eier, Honig, Wolle oder Perlmutt.
  • Der Rohkost-Veganer vermeidet zudem erhitzte Nahrung.

Nicht zu vergessen den weniger bekannten Pudding-Vegetarier.

Dieser ernährt sich zwar vegetarisch, nimmt aber aber überwiegend industriell verarbeitete Lebensmittel zu sich. Daher sieht er in der Tat auch nicht ganz gesund aus, sondern eher wie der englische „Pudding“.

Damit kommen wir auch schon zum Vorurteil, dass Vegetarier und Veganer im Allgemeinen einen Nährstoffmangel aufweisen.

Der Mythos um die Vitamine und Mineralien

Ja, es gibt Vitamine wie beispielsweise B12, die bei Veganern im Besonderen, aber auch bei Vegetariern Mangelware sind. Hier kann es empfehlenswert sein, diesen Mangel über Supplements auszugleichen.

B12 ist hauptsächlich für den Erhalt der Myelinscheiden im zentralen Nervensystem verantwortlich. Myelinscheiden kann man sich wie die Isolierung um ein Stromkabel herum vorstellen, die die Axone im Körper – quasi die Kabel, die die jeweiligen Nerven miteinander verbinden – umwickeln.

B12 steckt in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und verschiedenen Käsesorten. Es kann ausschließlich von Mikroorganismen gebildet werden.

Auch Kalzium kann bei Veganern ein kritischer Nährstoff sein, allerdings kommt auch die restliche Bevölkerung eher selten auf die von der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfohlene Tagesmenge.

Generell nehmen Menschen, die sich überwiegend von frischen pflanzlichen Nahrungsmitteln ernähren und auf eine gute Kombination verschiedener Produkte achten, eine ausreichende Menge an Vitaminen und Mineralstoffen zu sich.

Der Mythos um die Proteine

Oft heißt es gerade in Sportlerkreisen, dass ein vegan oder vegetarische lebender Sportler weniger leistungsfähig ist als seine fleischessenden Artgenossen.

Schauen wir uns das genauer an:

Proteine bestehen aus Aminosäuren, die für den Menschen teils unentbehrlich sind. Sie werden benötigt, um eigene Körperproteine, die beispielsweise das Wachstum unterstützen, zu synthetisieren.

Besonders reich an Proteinen sind tierische Lebensmittel wie Fleisch, Eier oder Milchprodukte. Aber auch pflanzliche Lebensmittel erhalten Proteine.

Bei der Verwertung durch unseren Körper kommt es wiederum auf die Bioverfügbarkeit und die biologische Wertigkeit der Proteine an. Ist ihre Qualität hoch, so muss man dem Körper weniger hzuführen, um ausreichend mit den wichtigen Aminosäuren versorgt zu sein.

Die Proteinqualität von tierischen Produkten ist meist höher als die der pflanzlichen. Eine Ausnahme dieser Regel ist Soja, das ebenfalls eine gute Verwertbarkeit hat und dem Körper somit eine gute Eiweißquelle bietet.

In der vegetarischen und veganen Ernährung spielen neben Soja Hülsenfrüchte und Getreide die Hauptrolle. Hier ist es vorteilhaft, diese beiden Lebensmittel bei der Erstellung des veganen Speiseplans zu kombinieren, da die Proteinqualität aufgrund ihrer unterschiedlichen, sich teils ergänzenden Aminosäuren aufgewertet wird.

In Kombination mit Ballaststoffen, gesunden Kohlenhydraten und pflanzlichen Proteinen kann also auch der vegetarische oder vegan lebende Sportler die Energie zuführen, die er für seine Sprints oder den Marathon benötigt.

Der Mythos um das Nerd-Dasein

Der typische Vegetarier ist zwischen Ende 20 und Mitte 30, weiblich, überdurchschnittlich gut gebildet und lebt in der Großstadt.

Klingt weniger nerdig, als man annehmen könnte. Zumal der sogenannte Lifestyle of Health and Sustanability oder kurz die LoHaS-Bewegung gerade auf dem Vormarsch ist und wir dieser Art zu leben in Zukunft wohl immer häufiger begegnen werden.

Vegetarier und das Mikrobiom

Im Darm leben Millionen von Bakterien, die als Mikrobiom bekannt sind. Dieses Mikrobiom hat eine starke Auswirkung auf unser Immunsystem. Je diversifizierter die Bakterienstämme sind, desto besser funktioniert in der Regel auch die Immunabwehr.

Fleischkonsum beeinflusst die Darmflora dahingehend, dass sich ungünstig auswirkende Bakterienstämme leichter zulasten der guten Bakterien ausbreiten können. Dies wiederum kann zu Entzündungen und im weiteren Verlauf beispielsweise zu (Dick)Darmkrebs führen.

Zwillingsstudien in UK haben zudem ergeben, dass sich die Diversität des Mikrobioms auch auf das Körpergewicht der Studienteilnehmer auswirkte.

Auch hier galt: Je höher die Anzahl an unterschiedlichen Bakterienstämmen, desto leichter fiel es den Probanden, das Gewicht zu halten. Sie waren im Durchschnitt schlanker als ihr Zwilling mit weniger Bakterienstämmen.

Vegetarier und Veganer haben im Vergleich zu ihren fleischessenden Freunden in der Regel ein vielfältigeres Mikrobiom und niedrigere Entzündungswerte in Körper und Darm.

Last but not least – die Gesundheit

Studien, wie unter anderem die EPIC Oxford Adventist Health Study 1+2 oder auch die UK Women’s Cohort Study, haben gezeigt, dass pflanzenbasierte Ernährungsformen erheblich dazu beitragen können, das Risiko für ernährungsbedingte Krankheiten zu verringern.

Hierzu zählen Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atherosklerose.

Auch wenn es bisher keine Hinweise auf einen gravierenden Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Vegetariern und Mischköstlern gab, so haben pflanzenbasiert lebende Menschen häufig eine bessere Lebensqualität im Alter.

Sie sind nicht in dem Maße von den oben genannten Krankheiten betroffen wie ihre fleischessenden Artgenossen.

Leben Veganer also ungesund oder gesund?

Mangelerscheinungen bei Vegetariern oder Veganern treten eher in Ausnahmefällen auf und auch nur bei extrem einseitiger Ernährung.

Menschen, die sich überwiegend pflanzenbasiert ernähren, haben seltener Übergewicht, sind weniger risikobelastet hinsichtlich Diabetes, leiden seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Ernährungsform senkt tendenziell auch das Krebsrisiko.

Ein individuell abgestimmter Mix auf dem Teller kann nicht nur eine gute Nährstoffversorgung sicherstellen, sondern auch die eigene Gesundheit und das Energielevel verbessern.

Die Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährung überwiegen also den Nachteilen. Die Frage, ob Veganer ungesund leben, kann unter Berücksichtigung des oben Geschriebenen also mit einem „Nein“ beantwortet werden

Woher wissen, was gut für Dich ist?

Da jeder Mensch einen anderen Metabolismus hat und manche Speisen besser verstoffwechseln kann als andere, gibt es meiner Meinung nach kein „one size fits all“ in der Ernährung.

Wenn Du gerne mehr über ganzheitliche und nachhaltige, vor allem aber individuell auf Dich abgestimmt Ernährung erfahren möchtest, dann schau unbedingt auf meiner Angebotsseite vorbei.

In meinen Beratungen vereine ich den beschriebenen Ernährungsansatz mit Coaching Methoden, die Dich bei der nachhaltigen Verbesserung Deines Energielevels und Deines Wohlbefindens supporten können.

Du lernst nicht nur unfassbar viel über Deinen eigenen Körper, sondern auch, warum Du zu welchen Lebensmitteln greifst, welche Lebensmittel für Dich eher geeignet sind und welche weniger.

Das Wichtigste ist aber, dass Du keine 180-Grad-Wende von heute auf morgen machen musst, um Deine Gesundheit nachhaltig zu fördern.

Ich freue mich auf Dein Feedback.

Sei Healthy, Happy & Inspired,

Deine Sabrina