Yoga is for every body! Eine ganzheitliche Anti-Stress Kur oder „Wie Yoga auf Körper & Bewusstsein wirkt“

von | 30. Jun 2021 | Happy Mind, Healthy Body

Wie alles begann

Ich erinnere mich noch genau an meine aller erste Yoga Stunde. Damals hatte ich absolut keine Ahnung, was sich hinter den kryptischen Namen wie Vinyasa, Ashtanga, Bikram oder Hatha Yoga verbarg. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht einmal wirklich eine Vorstellung davon, was Yoga tatsächlich bedeutet. Für mich war es einfach eine Sportart. Nicht mehr und nicht weniger.

In freudiger Erwartung so richtig ins Schwitzen zu kommen und die Muskeln zu stählern, ich hatte vorher die tollen Bilder der durchtrainierten Yogis gesehen, buchte ich also meinen allerersten Kurs. 

Ich saß da, auf meiner knall pink farbenen Yoga Matte, in stylischem Outfit, hoch motiviert, dass es gleich los ging und landete in dieser Truppe eingeschweißter Hatha Yogis, denen vermutlich nichts ferner lag, als ihre Muskeln zu trainieren.

Der falsche Film

Nach und nach trudelten die anderen Teilnehmer ein. Der eine mit Rollkragenpullover …. Gut, es war frisch draussen. Er hat bestimmt ein Shirt drunter. Die nächste packte eine unfassbar große Teetassen und ihre Teekanne aus. Ich war gelinde ausgedrückt irritiert.  Eigentlich hätte ich da schon merken können, dass irgendwas nicht so laufen wird, wie ich es mir vorgestellt habe.

Als dann aber jemand einen Yogateppich, jaaaa, Teppich, nicht Matte ausrollte, war ich bereit zu fliehen. In dem Moment fiel die Tür zeitlupenartig ins Schloß, das Licht wurde gedämmt und 90 Minuten quälender Langeweile lagen vor mir.  Ich weiß bis heute nicht, warum ich nicht gegangen bin, vermutlich aus Höflichkeit. Allerdings war mir nach der Stunde klar – Einmal und nie wieder. 

Wie es aber manchmal so ist, kam es irgendwie anders. Heute, 15 Jahre später bin ich nämlich nicht nur begeisterter Yogi sondern auch Yogalehrerin und habe meine 200 Stunden AYA Grundausbildung ….Achtung…. in Hatha und Vinyasa Yoga absolviert, bevor weitere Vertiefungen in Yogatherapie und Personal Training folgten.

Um was es eigentlich geht

In dem vorliegenden Blogartikel möchte ich Dich mit in eine spannende, ganzheitliche Lebensphilosophie mitnehmen, die sowohl mental als auch körperlich stärkende Elemente enthält.  Zudem möchte ich mit einigen Vorurteilen aufräumen und Dir zeigen, wie Yoga Dir dabei helfen kann, Deinen stressigen Alltag mit mehr Leichtigkeit zu nehmen, Deine Resilienz zu steigern und sogar Deine Gesundheit und Dein Gehirn positiv zu beeinflussen. Let it flow!

Vorurteile 

Da liegt man nur rum….

Wer sich bisher nur wenig oder noch gar nicht mit dem Thema beschäftigt hat, dem kommen anfangs bei den Worten „ Mach doch mal Yoga“ oft zweierlei Gedanken: „Dafür bin ich zu steif, das kann ich nicht“ oder „Da liegt man ja nur rum, das ist mir zu langweilig“. Beides habe ich schon oft gehört und wäre nach meiner ersten Stunde tatsächlich auch beinahe in die „Schlafen kann ich auch wo anders“- Falle getappt.

Dabei ist Yoga so vielschichtig, dass er von beinahe jedem Menschen, in jedem Alter oder Lebenssituation ausgeführt werden kann. Sogar von jenen, die körperlich stark eingeschränkt sind. Von yogatherapeutischen Ansätzen, über sanftes Yin oder kraftvolles Hatha Yoga bis hin zum sportlichen Vinyasa oder Ashtanga Yoga ist für jeden etwas dabei. Yoga ist also „for every body“.

Eine meiner Lehrerinnen sagte einmal: „Wenn Du atmest und bei Bewusstsein bist, kannst Du auch Yoga machen.“

Da muss man sich verknoten

Yoga bedeutet nämlich nicht, sich zu verknoten oder sich in irgendwelche Haltungen, die im Yoga Asanas genannt werden hineinzuzwängen. Im Gegenteil.  

Das Anerkennen von anatomischen oder Tagesform abhängigen Grenzen ist insbesondere deshalb so wichtig, da eine korrekte Ausführung dazu beiträgt, das komplexe System aus Gelenk- und Bandstrukturen, Muskeln, Faszien und Organen einerseits vor Verletzungen zu schützen. 

Andererseits kann Yoga zurück zu einer gesunden Haltung im Alltag führen, indem es den Bewegungsapparat stärkt und so dysfuktionale Belastungen verringert werden können. Gerade der letzte Aspekt lohnt näher zu betrachten, leiden wir doch in unserer heutigen Gesellschaft häufig an „Morbus Stuhl“, wie eine liebe Kollegin scherzhaft zu unserer überwiegend sitzenden Gesellschaft sagte.

Yoga und Stress

In einer Welt, in der sich alles immer schneller dreht, in der man 24/7 erreichbar ist, das eMail Fach überquillt, eine Pandemie unser Leben weitestgehend zu diktieren scheint, der Stress immer mehr zunimmt, tendieren wir dazu uns nach dem Büro oder Home-Office völlig erschlagen auf die Couch zu legen, um vielleicht bei einem Glas Wein ein klein wenig Entspannung zu finden.

Allerdings müssen wir grade während den stressigen Situationen und Phasen dafür sorgen, dass wir mental und körperlich ein stabiles Grundgerüst haben, welches uns dabei hilft nicht nur entspannt sondern auch fit durch diese Lebensabschnitte zu gehen. Verspannungen, Verdauungsstörungen, Schlaflosigkeit oder Abgeschlagenheit gehören für Viele zum Alltag.

Bei einigen klopft der Burn-out an die Türe. Das muss nicht sein, denn man kann selbst etwas dagegen tun. Ein Weg hin zu mehr Energie und Entspannung führt über Yoga und Achtsamkeit.

Die Bestandsaufnahme

Um erst einmal herauszufinden, in welchem Ausmaß man tatsächlich unter Stress leidet, sollte man alle paar Wochen einen kleine „Check-in“ machen in dem man sich unter anderem folgende Fragen stellen kann:

    • Bin ich in der Lage meine Arbeit effizient und effektiv zu gestalten?
    • Fühle ich mich oft überfordert?
    • Wie gut kann ich mit stressigen Situationen umgehen – bewahre ich einen kühlen Kopf?
    • Wie blicke ich in die Zukunft – eher positiv oder eher negativ?
    • Kann ich leicht abschalten?
    • Habe ich mich in den vergangenen Wochen ausreichend bewegt?
    • Bekomme ich ausreichend erholsame Schlaf?
    • Wie sah meine Ernährung die vergangenen Wochen aus?

Herr Ober, bitte

Während kurzfristiger Stress durchaus anregend sein kann, so greift eine permanent Belastung das Immunsystem an und kann sich ebenfalls negativ auf Dein Gehirn auswirken.  Ein Cocktail an Stresshormonen aus Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin und Somatotrophe Hormone schiessen durch unser System und regulieren dabei die Verdauung runter, erhöhen den Blutzuckerspiegel, verengen das venöse System oder stimulieren das Herz-Kreislauf System im negativen Sinne. 

Cortisol besitzt neben der Eigenschaft das Immunsystem zu schwächen auch noch die „Fähigkeit“ den Serotoninlevel zu senken, was zu Gereiztheit bis hin zu Depressionen führen kann. Eine mehrwöchige Hatha Yoga Praxis kann den Cortisolspiegel reduzieren.

Wer regelmäßig Yoga praktiziert kann Stress entgegenwirken 

Yoga macht uns bei regelmäßiger Asana Praxis fit, stimuliert unser Immunsystem und hilft uns dabei auch emotional ausgeglichen zu sein. Gerade also in unserer stressigen Zeit, kann er dazu beitragen, das Gehirn nachhaltig zu verändern und Stress zu reduzieren. Es werden neue neuronale Muster im Gehirn angelegt, die die Selbstwahrnehmung stärken, Gefühle regulieren aber auch Ängste und Depressionen lindern sollen.

Dazu hat die Asana Praxis des Yoga noch den entscheidenden Vorteil, dass man positiv auf seine Körperhaltung Einfluss nehmen kann. Die Embodimentforschung, ein Teilgebiet der Kognitionswissenschaften hat herausgefunden, dass sich die Körperhaltung wiederum auf die Emotionen und die Psyche auswirken. Praxis:

    • Stell Dich einmal mit hängenden Schultern und rundem Rücken vor den Spiegel und ziehe dabei die Mundwinkel nach unten. Nimm Deine Stimmung in dieser Haltung bewusst wahr
    • Nun richte Dich auf, heb den Kopf, strecke den Rücken und lächle. Wie verändert sich Dein Wohlbefinden in diesem Moment?

Nun stell Dir einmal vor, dass Du diese aufrechte Haltung mühelos in Deinen Alltag integrieren kannst und was sich alles dadurch verändern kann.

Yoga und das Gehirn

Was die körperliche Ebene betrifft gibt es wie eingangs erwähnt die unterschiedlichsten Yoga Arten, weshalb man nur schwer definieren kann, was Yoga nun eigentlich ist.  Klar ist den Hirnforschern allerdings, dass Yoga, egal für welchen der zahlreichen Stile man sich entscheidet eine positive Auswirkung auf das Gehirn hat.

Teilweise beeinflusst er das Gehirn jedoch auf eine andere Art, als es beispielweise Atemübungen oder die Meditation tut. Eines der während einer Yoga Session angeregten Areale im Gehirn ist der präfrontale Cortex. Der PFC hat einige ausführende Funktionen wie beispielsweise

    • Die Planung künftiger Handlungen
    • Das Lösen von Problemen auf Basis bereits gesammelter Erfahrungen
    • Das Antizipieren von Handlungskonsequenzen

Er steht aber auch im Zusammenhang mit

    • Aufmerksamkeit
    • Selbstwahrnehmung
    • Nachdenken
    • Entscheidunden treffen und
    • Gefühlsregulationen 

Die Forscher der Studie „Differences in Brain Structure and Function Among Yoga Practitioners and Controls“ (https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnint.2018.00026/full) haben herausgefunden, dass sich Yoga positiv auf das Volumen der grauen Substanz, Kerngebiete von Nervenzellen auswirkt. 

Die graue Substanz ist ein wichtiger Bestandteil des Zentralen Nervensystems und nimmt im Alter in der Regel ab. Folgen davon können die Beeinträchtigung des Gedächtnisses oder auch Demenz sein. Bei Yoga Praktizierenden hat man festgestellt, dass der altersbedingte Abbau scheinbar verlangsamt stattfindet.

Yoga, der Körper und das Immunsystem

Herabschauender Hund, Krieger, Tänzer und Co können also noch viel mehr, als den Bewegungsapparat geschmeidig zu halten. 

Unsere Knochen sind mit einem feinen System aus Venen und Arterien durchzogen und werden so über den Blutkreislauf mit Nährstoffen und Co versorgt.  Diese sind für die Knochengesundheit von besonderer Bedeutung, da sie Ihnen unter anderem Stabilität verleihen und den Knochenstoffwechsel unterstützen.

Asanas können zudem helfen, die Verdauung zu aktivieren, den Hormonhaushalt zu regulieren, den Lymphfluss anzuregen oder das Immunsystem zu stärken. Sowohl Yoga als auch die Meditation lassen die sogenannten Immunglobuline ansteigen, welche eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielen.

Die Verdauung läuft dann auf Hochtouren, wenn unser Parasympathikus aktiv ist. Kein Wunder also, dass vielen Menschen stressige Phasen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Magen oder eben die Verdauung schlagen. 

Wissenschaftlich nachgewiesen sind ebenfalls die positive Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf Gesundheit unter anderem über die oben beschriebene Stressregulation von Yoga.

Was Yoga noch ist

Nun habe ich viel über die Wirkweisen der Asana Praxis, Meditation und Atemübungen des Yoga auf mentaler und körperlicher Ebene geschrieben. Yoga ist nicht nur Asana Praxis sondern eine ganze Lebensphilosophie.

Es gibt einige wesentliche philosophische Grundpfeiler des Yoga. Die Veden, die Upanishaden, die Bhagavad Gita, die richtig gedeutet eine Anleitung zum Leben enthält, sowie die Hatha Yoga Pradipika und das Yogasutra des Patañjali.

Als ich das erste mal das Yogasutra las dachte ich, ich halte einen brandaktuellen Ratgeber über das Leben mit Ratschlägen zu allen erdenklichen Situationen in den Händen.

Das Yogasutra des Patañjali – ein Abriß

Kurz gefasst beschreibt das Yogasutra die Tatsache, dass der Mensch in seinem Tun durch eine Brille schaut. Diese Brille ist eingefärbt in den Farben unserer Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit.  Das, was wir über unser Gegenüber denken, wie wir ihn oder eine Situation wahrnehmen, wird maßgeblich von der Tönung der Brille beeinflusst.

Und selbst wenn uns unsere Erinnerungen in manchen Situationen vor Schaden bewahren kann, so können sie auch Leid verursachen.  Nämlich immer dann, wenn uns Vertrauen unter anderem in unsere eigenen Fähigkeiten fehlt und Körper, Geist und Seele nicht in Einklang zueinander stehen.

Insbesondere dann können Krankheiten entstehen oder der eingangs beschriebene Stress zusätzlich verstärkt werden. Es muss also jeder muss seinen eigenen Weg finden, ohne sich dabei mit anderen zu vergleichen, da jeder Mensch seine individuellen Erfahrungen braucht, um wachsen zu können. 

Es wird immer wieder Ereignisse im Leben geben, die uns irritieren und belasten und somit unser Denken und Handeln beeinflussen. 

Wo ist das Glück?

Die Nachhaltigkeit der Handlungen wird einer allgemeinen Wirkung gegenüber gestellt. Wir versuchen alles gegeneinander aufzuwiegen und Glück wird im Außen durch die Jagd nach Materiellem gesucht.  Ein inadäquates Selbstbewusstsein, dass in beispielsweise Überheblichkeit oder einem Gefühl von Minderwertigkeit mündet kann sich entwickeln und behindert die Erreichung der Freiheit.  Sich immer wieder selbst erfüllende Prophezeiungen führen dazu, dass sich Automatismen entwickeln und im Unterbewusstsein ablagern.

Sie vergrößern das Leid.  Wie also dem Kreislauf der ‚self-fullfilling prophecy“ entkommen? Patanjali stellt uns hierfür eine Anleitung zur Verfügung: 

  1.   Erkenne, was das Problem ist
  2.   Erkenne woher das Problem kommt
  3.   Werde Dir dessen bewusst, nach was Du wirklich strebst 
  4.   Wie kann der Ausweg aus der Problemsituation aussehen  So oder so ähnlich bekommt man auch die Tools in vielen     Coaching Ausbildungen mit an die Hand gegeben. Das regt zum Nachdenken an.

Last but not least

Wie Du siehst, ist Yoga wie ein riesiger Koffer voller Tools, die Dir dabei helfen können ein gesundes, ausgeglichenes und zufriedenes Leben zu führen. 

Das Wichtigste beim Yoga ist, den Perfektionismus über Board zu werfen, einfach anzufangen und sich dabei auf die korrekte Haltung in der Asanapraxis und im Allgemeinen auf sich selbst zu fokussieren.  Wenn Yoga für Dich noch neu ist oder Du Deine Praxis vertiefen möchtest, suche Dir einen Lehrer, der Dich in den Haltungen korrigiert.

Selbst nach 15 Jahren Yoga Praxis und über 400 Stunden Aus- und Weiterbildung für Yogalehrer entdecke ich doch immer wieder Dinge in meiner eigenen Praxis, die ich anders und vielleicht ein wenig besser machen kann. Man lern nie aus und Yoga ist wie so vieles eine Entwicklung.

Vielleicht hast Du sogar Lust, selbst eine Yogalehrer Ausbildung zu machen, ganz unabhängig davon, ob Du tatsächlich unterrichten möchtest, einfach nur für Dich? Es lohnt sich auf alle Fälle – Du kannst nur gewinnen.

Melde Dich bei mir, wenn Du Interesse an einer Yoga Schnupperstunde und einem kostenlosen Erstgespräch hast. Ich biete sowohl Präsenz als auch online Training an.

Du wohnst mehrere hundert Kilometer vom Rhein-Main Gebiet entfernt, hättest aber gerne jemanden für ein live Training in Deiner Nähe? Kein Problem. Ich habe ein großes Netzwerk an tollen Yogalehrerinnen und Lehrern, mit denen ich Dich connecten kann.